Foto: Katrin Mates

Intuitives Malen: Warum ich fast aufgegeben hätte – und doch inspiriert nach Hause ging

Montagabend, ich bin auf dem Weg zum „Souling Zentrum Hamburg“. Das befindet sich in einem Altbau, knapp hinter dem Hauptbahnhof. Ich begehe eine große Wendeltreppe, die ganz für sich, fast frei schwebend die Stockwerke im Haus miteinander verbindet. Die Stufen knarren leise unter meinen Füßen.

Katrin Mates, Künstlerin und Leiterin des „Kunstabends für Frauen“, empfängt mich. Wir müssen im Flur noch leise sein, im Nebenzimmer findet gerade etwas statt. In unserem Kreativraum treffe ich auf weitere Teilnehmerinnen, suche mir eine Yogamatte und bin gespannt, auf das, was heute Abend kommt.

Meine Blicke schweifen durch den Raum, über die Stuckdecke, die Lampen. Altbauten faszinieren mich. Ich stelle mir vor, wer hier damals zuerst eingezogen sein könnte. Was dieser Raum schon alles gesehen haben muss. Welche Geschichten würde er mir erzählen?

Katrin begrüßt uns herzlich, wir dürfen erstmal ankommen. Im Raum, im Abend, im Sein. Heute geht es um intuitives Malen – ohne Ergebnis, ohne Druck, ohne Vorgaben. Es geht nur darum, das zu Papier zu bringen, was kommt.

Zur Einstimmung erfahren wir etwas über die Künstlerpersönlichkeit Hilma af Klint. Sie war eine schwedische Malerin und die Erfinderin der abstrakten Malerei – noch vor Kandinsky. Wenn du mehr über diese spannende Künstlerin erfahren magst, findest du hier einen lesenswerten Link (Emma Magazin).

Nach einer kurzen Meditation ging es für uns ans Werk. Verschiedene Malmaterialien lagen uns zu Füßen. Ich spürte, dass ich Kreise und Wellen malen musste. Doch nach zwei, drei Bildern stieg langsam eine Ungeduld in mir hoch. Die mit Buntstiften gemalten Wellen übermalte ich mit Wachsmalern. Mein Schwung wurde immer größer und das A5-Papier schränkte mich immer mehr ein. Warum nervt mich dieses kleine Blatt so? Ich brauche Platz, viel mehr Platz! Doch blieb ich sitzen und das Gefühl nach Weite, Freiheit, leuchtender Farbe und viel Bewegung drängte sich immer stärker auf.

Bis ich aufgab und keine Lust mehr hatte. Katrin holte mich ab, wir gingen ans Fenster, tranken etwas und sprachen darüber. Ich war der Meinung, dass intuitives Malen nichts für mich sei. Doch im Austausch mit Katrin, die meinen Unmut gut aufnahm, stellte ich fest, dass es durchaus viele Impulse gab – und hätte ich eine riesige Leinwand, große Pinsel und Töpfe voller Farben zur Hand, hätte ich meinen Impulsen auch folgen können.

Ich spürte: da will etwas aus mir heraus, etwas Weites, Freies, Lebendiges, Leuchtendes.

Vielleicht ging es an diesem Abend gar nicht um das perfekte Bild. Vielleicht ging es darum, zu merken, wie oft wir unsere eigenen Impulse in viel zu kleine Formate pressen – und wie befreiend es wäre, uns einfach eine größere Leinwand zu gönnen.

Vielleicht sollten wir öfter fragen:
Muss ich mich ändern – oder nur den Rahmen, in dem ich male?

Hast du auch Momente, in denen du merkst: Das Problem bin nicht ich – sondern der Rahmen?

Welchen Impuls würdest du heute rauslassen, wenn du unbegrenzt Platz hättest?



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