Mir geht es gut.

Wege durch den Schmerz

Meine Welt stand still. Eigentlich bereits zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose von Carsten. Diese veränderte unser Leben dramatisch. Aber Liebe versetzt Berge und ich konnte die Kraft aufbringen mich um ihn zu kümmern, und mich selbst dabei nicht zu vergessen. Denn nach seinem Tod würde ich alleine übrig bleiben. Und ich wollte nicht in das von allen prophezeite Loch fallen.

Schon als Kind hatte ich das Vertrauen, dass Zustände von mir selbst veränderbar sind, und zwar durch Entscheidungen, die ich treffe. „Wenn ich etwas will, dann kann ich das auch. Dann finde ich Wege.“ So suchte ich immerzu nach Wegen und Möglichkeiten.

Als ich erkannte, dass Trauer etwas Gutes ist, und nur der Weg durch den Schmerz hindurch heilsam sein kann, beschloss ich, mich voll und ganz auf die Trauer einzulassen. Schritt für Schritt formte ich den Weg.

Irgendwann begann sich der Schmerz zu verändern. Dankbarkeit, Erinnerungen und Liebe hielten die Waagschale in Balance. Mir ging es langsam besser und ich machte mich auf die Suche nach einem neuen erfüllten Leben. Denn ich bin ja noch da und – obwohl ich anfangs glaubte keine Ziele zu haben – so war rückblickend mein Ziel den Tod zu akzeptieren, die Trauer anzunehmen und einen neuen Lebenssinn zu finden.

Das neue Ich

Ich bin gewachsen in den letzten Jahren. Und ich bin stolz auf mich. Ich habe alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Mit allen Höhen und Tiefen bin ich in einem neuen Leben angekommen. Ich bin achtsamer, lebe im Hier und Jetzt, kann das Leben mehr genießen und ich weiß genau, was ich will. Carsten hat seinen festen Platz in meinem Herzen.
Für dieses neue Leben habe ich hart gearbeitet, tief getrauert und Geduld geübt. Ich wusste, dass ich es schaffe, ich wusste nicht wann und wie, aber dass es möglich ist.

Wir können vieles erreichen, wenn wir die richtige Einstellung dazu haben. Ich habe immer versucht auch die Kehrseite der Medaille zu sehen, und wofür alles gut ist. Die Puzzleteile des Lebens setzen sich oft erst später zu einem Bild zusammen. Wir sollten neugierig bleiben – jedes Puzzleteil hält vielleicht noch etwas Großartiges bereit, das es zu entdecken gibt.

Ausserdem können wir so viel Liebe empfinden, dass es für mehrere Menschen im Leben reicht. Nach dem Sprichwort „Liebe ist das einzige, das mehr wird, wenn man sie verschwendet.“ Was für ein schöner Gedanke.

Wir sollten offen, liebevoll und dankbar durch die Welt gehen – dann kommt das Gute auf uns zu. Auch an dunklen, wolkenverhangenen Tagen konnte ich immer noch einen hellen Lichtstreifen am Horizont entdecken. Wie oft habe ich in den ersten beiden Trauerjahren den Himmel fotografiert. Der Himmel war mein Anker. Er ist immer und überall dabei. Er ist mal traurig, mal verspielt, mal leuchtend blau oder rosa, gelb oder tiefrot. Er verändert sich stetig und ist doch jeden Tag wieder da. So wie ich. 

Der Blick aus meinem Fenster.


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