
17 Juni Der Moment, in dem ich merkte: Es ist vorbei
oder: Alles hat seine Zeit.
Manchmal merkt man nicht, dass etwas abgeschlossen ist. Das Leben geht einfach weiter – so, wie man es gewohnt ist. Dazu gehören die schönen Momente ebenso wie die täglichen Kraftakte: der Flow und das Zähne-Zusammenbeißen, das Hochgefühl und die tiefe Erschöpfung.
Mein Trauerweg war lang und anstrengend. Ich habe vieles in meinem Leben verloren – und dafür gekämpft, dass etwas Neues entstehen darf, mit dem ich weiterleben möchte. Nie zuvor habe ich mich so intensiv mit mir selbst auseinandergesetzt. Möglich gemacht haben das auch meine beiden Ausbildungen als Trauerbegleiterin und als Coachin.
Ein großes Thema auf meinem Weg war die Frage nach der „Identität“: Wer bin ich jetzt als Witwe – und wer möchte ich sein?
2.051 Tage lang – auf den Tag genau – befand ich mich in einem tiefen Transformationsprozess. Jeden einzelnen Tag, über zweitausend Tage hinweg, bin ich innerlich gewachsen. Dank eines Coachings bei der wunderbaren Anne Werner konnte ich nun wahrnehmen, dass dieser Prozess, dieser innere Change, dieser Circle, jetzt vollendet ist. Ich bin soweit.
In den letzten Wintermonaten haben mir meine beruflichen Trauerbegleitungen – die in der Regel sehr akut sind – arg zugesetzt. Meine eigene Wunde hatte keine Chance zu heilen; immer wieder wurde bildlich gesprochen das Pflaster abgerissen. Ich war von zu viel Trauer umgeben. Meine eigene trat erneut auf die Bühne und verwandelte sich in ein dunkles Etwas, das mich sentimental in meine Vergangenheit blicken ließ – und mir dabei die Sicht auf die Zukunft verstellte. Eine Art von Traurigkeit, die nur in negative Gedankenspiralen führt.
Vor zwei Wochen habe ich meinen Job gekündigt – aus Selbstfürsorge. Und seit gestern erkenne ich endlich das gesamte Bild der vergangenen fünfeinhalb Jahre. Wohin mich mein Weg geführt hat – und was als Nächstes kommen darf. Alles in diesem langen Prozess waren wichtige Trittsteine, die mich genau hierher gebracht haben. Das macht mich zutiefst dankbar.
Es ist wichtig, die Endpunkte in Veränderungsprozessen bewusst wahrzunehmen – und diese Abschlüsse zu würdigen, vielleicht sogar zu feiern.
Es ist wichtig, die Endpunkte in Veränderungsprozessen bewusst wahrzunehmen – und diese Abschlüsse zu würdigen, vielleicht sogar zu feiern. Denn ohne ein Ende gibt es keinen neuen Anfang. Doch jetzt beginnt etwas. Ein neuer Circle. Ein neuer Lebensabschnitt, in den ich mit Urvertrauen und gestärkt aufbrechen kann – mit einem wachen Bewusstsein – anstatt „einfach nur weiterzumachen“.
Beruflich habe ich Ideen, die ich bis zu meinem Ausscheiden bei der Beratungsstelle Charon Ende August konkretisieren werde.
Es fühlt sich nicht wie ein Neuanfang an. Es fühlt sich an wie: Ich bin angekommen.